DFG-Netzwerk:
Dynamiken interkultureller Begegnungen

Berichte




„AG Kulturkontakt“, 27.-29.11.2009, Bremen
Vom 27. bis 29. November 2009 tagte die überregionale, am Gießener Graduate Centre for the Study of Culture assoziierte Nachwuchsinitiative „AG Kulturkontakt“ in den komfortablen Räumlichkeiten der Jacobs University in Bremen. Neben informeller Vernetzung und Austausch werden im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Treffen anhand intensiver Textarbeit konzeptuell-theoretische Fragestellungen verfolgt und gemeinsame Projekte entwickelt. Diesmal trafen sich dreizehn Doktorand/innen und Postdocs aus Bremen, Gießen, Kiel, Konstanz, München, Münster, Paderborn und Rostock, um gemeinsam zu diskutieren, über die Zukunft der AG zu beraten, und nicht zuletzt um das vergnügliche Rahmenprogramm in der Hansestadt zu genießen.

Nach einem zwanglosen Auftakt wurden zunächst verschiedene Aktivitäten der AG präsentiert, darunter etwa die Beteiligung an der Tagung „Figurationen der Heimkehr“, die vom 4. bis 6. März in Kooperation mit dem GCSC und dem European PhDnet an der Justus-Liebig-Universität stattfinden wird. Derzeit baut die AG u.a. auch eine eigenständige Website auf, die demnächst umfassend über ihre Unternehmungen informieren wird.

Im Folgenden ging es um die inhaltliche Positionierung der AG. Dabei wurde deutlich, dass sie als interdisziplinäre Gruppe mit einer großen Bandbreite an Forschungsinteressen ihre Ausrichtung nicht von einer spezifischen Definition des Kulturbegriffs oder der Kulturkontakte ableiten wird. Vielmehr kann man sich dem Theorem „Kulturkontakt“ auf mehreren Ebenen nähern, etwa hinsichtlich der Formen, Orte oder Spuren von Begegnungen zwischen Akteuren aus verschiedenen kulturellen Kontexten. In einem zweiten Schritt könnte „Kulturkontakt“ systematisch gefasst und hinsichtlich der eigenen Forschung operationalisiert werden.

Unter dem Rahmenthema „Akteure des Kulturkontakts“ diskutierte die Gruppe in einem Lektüreworkshop vorab vorbereitete Texte. Dabei zeigte sich bald, dass Akteure in Kulturkontakten etwa auch Institutionen sein können. Die akteurzentrierte Perspektive erwies sich als sehr spannend und produktiv, offenbarte aber gleichzeitig ein Forschungsdesiderat. Denn trotz verschiedener Versuche, Grenzen, Begegnungen, wechselseitige Beziehungen und Konflikte zwischen den Akteuren der Kulturkontakte zu identifizieren und zu typologisieren, werden jenseits einseitiger oder polarisierender Kategorisierungen (z.B. Europäer und Nicht-Europäer bzw. Kolonisatoren und Kolonisierte) eher selten die konkreten Erwartungshaltungen und Intentionen untersucht, die unterschiedliche Akteure in Kontaktsituationen hineintragen. Eine theoretische Annäherung an deren Rolle müsste insbesondere die Frage berücksichtigen, inwiefern Wissenschaftler/innen durch ihre Forschung selbst zu Akteuren in Kulturkontakten werden und welche Konsequenzen d ies für ihre Arbeit, aber auch für andere Beteiligte, haben könnte. Ein weiteres, zentrales Problem scheint die Übersetzbarkeit von Handlungen und Erfahrungen der Akteure fremder Kulturen und zurückliegender Epochen zu sein. Die Teilnehmer/innen waren sich einig, dass weitere, die eigene Rolle kritisch reflektierende Überlegungen notwendig sind.

Das nächste der AG-Treffen, die einmal im Semester stattfinden, wird sich am 6. und 7. März an die Tagung „Figurationen der Heimkehr“ in Gießen anschließen. Statt eines Lektüre-Workshops stehen diesmal eine intensive inhaltliche Nachbereitung der Tagung und weitere Planungen für gemeinsame Projekte auf dem Programm. Wer sich für die Arbeit der AG interessiert, wird gebeten, vorab eine der beiden Organisatorinnen, Saltanat Rakhimzhanova und Evelyn Gottschlich, zu kontaktieren.

Text: Sünne Juterczenka und Evelyn Gottschlich
Foto: Evelyn Gottschlich


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